YES
englische Rock-Gruppe

Die 1968 in London gegründete Gruppe YES strebte danach, durch technische Perfektion künstlerisch anspruchsvolle Rock-Musik zu machen. Ihre Tourneen gipfelten im Laufe der Zeit in ungeheuer aufwendigen und professionellen Bühnen-Shows. Obwohl ihre Musik vielfach als pathosüberladener Schwulst belächelt wurde, erreichten sie innerhalb weniger Jahre den Status einer Supergruppe, die mit ihren Alben Millionen-Umsätze erzielte. Trotz vieler Umbesetzungen, Auflösungen und Reunions im Verlauf der wechselhaften Bandgeschichte konnte sich das Projekt YES bis heute etablieren.

Sänger Jon Anderson (* 25.10.1944 in Accrington/Lancashire) war in verschiedenen Amateurbands aktiv, darunter mit seinem Bruder Tony bei den WARRIORS, mit denen er auch in Deutschland tourte. Zurück in London sang er 1967 kurzfristig erfolglos für 'EMI' unter dem Pseudonym Hans Christian. Dann traf er im 'La Chasse' in Soho auf Chris Squire (* 4.3.1948 in London). Als Knabe sang dieser noch brav im St. Andrew's Church Choir, als Jugendlicher flog er von der Schule, kaufte sich eine Baßgitarre und schloß sich BOOSEY AND HAWKES und später den SYN an, mit denen er 1967 bereits eine LP aufgenommen hatte. Anderson und Squire beschlossen, etwas gemeinsam auf die Beine zu stellen. Auf eine Anzeige im 'Melody Maker' hin kamen Tony Kaye und der Jazz-Drummer Bill Bruford dazu. Kaye war bis dahin Keyboarder von BITTER SWEET, Bruford spielte kurz bei SAVOY BROWN und schmiß sein Studium, um bei YES einzusteigen. Die Gitarre übernahm Peter Banks, den Squire aus alten SYN-Tagen kannte.
Das erste Live-Debut von YES fand nur wenige Tage später am 4. August 1968 im East Mersey Youth Camp in Essex statt. Am folgenden Abend bereits traten sie im 'Marquee-Club' auf. Im September spielten sie im 'Speakeasy', dem Treffpunkt der Londoner Pop-Prominenz. Es war ein zufälliges Gastspiel, denn SLY & THE FAMILY STONE hatten ihren Auftritt platzen lassen. Clubmanager Roy Flynn war von dem Lückenbüßer so begeistert, daß er YES unter Vertrag nahm und 'Atlantic' mit der Gruppe einen Plattenvertrag wagte. Es folgte einer der ersten Höhepunkte der Band: CREAM holten YES zu ihrer legendären Abschiedsvorstellung am 26. November 1968 in die 'Royal Albert Hall'. Darauf folgte ihr erster Radioauftritt in der John-Peel-Show und ihr erster Fernsehauftritt in Pete Bradys Neujahrsshow. 1969 traten YES beim National Blues, Pop and Jazz Festival in Plumpton auf, im Juli erschien das erste Album, schlicht mit "Yes" betitelt. Noch bevor es in Deutschland veröffentlicht wurde, gastierten YES 10 Tage im Münchener "Blow Up" und zwei Nächte im Hamburger "Star Club". Die Debut-LP enthält neben Coverversionen der BYRDS ("I See You") und der BEATLES ("Every Little Thing" mit einem Zitat von "Day Tripper") eigene Kompositionen in kompaktem, dichtem Rock-Sound mit Streicherarrangements und ausladenden Orgelpassagen, ein Versuch, eine Alternative zum aufkommenden Heavy-Metal zu schaffen. "Damals sah ich unseren Sound zwischen den 5TH DIMENSION und den NICE. Zuerst spielten wir auch meist Nummern anderer Leute. Als wir dann aber merkten, daß das Publikum mehr auf unsere Eigenkompositionen reagierte, stellten wir unser Programm um" (Anderson). Schon das zweite Album, "Time And A Word" (Juli 1970), bietet fast ausschließlich Anderson-Kompositionen (eine von Stephen Stills "Everydays" und Richie Havens "No Opportunity Necessary, No Experience Needed"), wurde aber wegen der übermäßigen orchestralen Sound-Dekorationen, die Produzent Tony Colton beimischte, zum Ladenhüter.
YES unterzog sich ersten personellen Veränderungen: Peter Banks verließ die Gruppe im Sommer 1970 und gründete FLASH. Für ihn kam Steve Howe. Howe (* 8.4.1947 in London) spielte bei THE SYNDICATES, THE IN CROWD und TOMORROW (1967-1968), 1969 bildete er mit BODAST seine eigene Gruppe, bis er bei YES einstieg. "The Yes Album" erschien im März 1971. Auf ihm sind die Klassiker "Yours Is No Disgrace" und "I've Seen All Good People" zu hören. Die ersten beiden Alben ließen die britische Scene aufhorchen, während die Band in den Staaten noch relativ unbekannt war und eher als eine Art englische Folk-Gruppe angesehen wurde, denn als Rock-Band. Die Produktionstechnik von Eddy Offord auf dem dritten Album verhalfen der Gruppe zum weltweiten Durchbruch. Es landete auf Platz 1 der englischen Charts und platzierte sich in den amerikanischen und denen einiger europäischer Länder. Neue Impulse von Howe zeigte das Album deutlich. Sein romantisch-virtuoser Gitarrenstil paßte besser zu YES, als der von Peter Banks. Besonders das Stück "Clap" demonstrierte Howe's exzellente solistische Fähigkeiten. Howe brachte einen energischen und sehr persönlichen Gitarrenstil in die Band, der Elemente aus Jazz, Klassik, Rock & Roll, Country und Ragtime vereint. Auch auf der Bühne zeigte sich Howe flexibel und virtuos. Mit Hilfe einer drehbaren Konstruktion, an der die verschiedenen Instrumente befestigt wurden, konnte er mehrere Gitarren gleichzeitig spielen. Ende September 1971 gingen YES als Vorgruppe von IRON BUTTERFLY auf England-Tournee und noch im gleichen Jahr als Anheizer für JETHRO TULL erstmals in die USA. Der Tour folgten weitere mit TEN YEARS AFTER und der J.GEILS BAND durch die Club Scene.
1972 verließ Tony Kaye YES und ging zu BADGER, mit denen er aber ebensowenig Erfolg hatte wie 1977/78 mit den kalifornischen Hardrockern DETECTIVE oder den 1979 reformirten BADFINGER. Neuer Mann an den Tasten wurde Rick Wakeman (* 18.5.1949 in London). Er studierte seit 1965 Klavier und Klarinette am 'Royal College of Music' in London, war Keyboarder der STRAWBS (1969-1971) und arbeitete als Session- und Studiomusiker für Marc Bolan, David Bowie, Elton John u. a. Wakeman brachte mit Mellotron, Piano, E-Piano, Orgel und Moog-Synthesizer mehr Farbe in den YES-Sound. Das Album "Fragile" erschien im Januar 1972. In den US-Charts hielt es sich drei Monate lang auf Platz 4. Besonders mit dem Titel "Roundabout" landeten YES in den USA einen Knüller, er wurde als Single ausgekoppelt und blieb der erste und einzige Single-Hit der Gruppe bis "Owner Of A Lonely Heart", mehr als zehn Jahre später. Mit "Fragile" wurde nun endlich auch der amerikanische Markt erobert. Produziert wurde es, wie auch die folgenden Alben, wieder von Eddy Offord. "Fragile" enthält unter anderem fünf solistische Stücke, die die Fähigkeiten der einzelnen Musiker demonstrieren. "The Fish (Shindleria Praematurus)" stellt Chris Squires melodiöses Baßspiel unter Beweis, in "We Have Heaven" glänzt Jon Andersons Vokalartistik, "Mood For A Day" zeugt von Steve Howes stilsicherer Gitarrenvituosität, "Five Per Cent For Nothing" demonstriert Brufords Schlagzeugkünste und in "Cans And Brahms" arrangierte Rick Wakemans Teile des 3. Satzes der 4. Sinfonie in e-moll von Johannes Brahms für mehrere Tasteninstrumente und Synthesizer, die er alle selbst bedient. In den USA erschien noch die Paul Simon-Komposition "America" auf Single und platzierte sich auf Chart-Platz 46.
Bill Bruford verließ YES 1972, um zu KING CRIMSON zu gehen, Ersatz fand man in Alan White (* 14.6.1949 in Pelton/County Durham). White hatte ab seinem sechsten Lebensjahr Klavierunterricht, mit 13 war er bereits Drummer der DOWNBEATS. Später war er Mitglied bei GRIFFIN, BALLS und PAUL WILLIAMS SET, Studiomusiker u. a. für Ginger Baker, Stefan Grossman, Johnny Almond, Gary Wright, Paul Kossoff und die PLASTIC ONO BAND, die Songs von John Lennon in der Zeit der Trennung der BEATLES instrumentierte und begleitete. Von der Ur-Besetzung waren nur noch Anderson und Squire übrig. 1972 absolvierten YES ihre erste und bisher größte US-Tour als Headliner und heimsten ihr erstes goldenes Album ein. Der neue Drummer hatte nur wenige Tage Zeit, sich den Set draufzuschaffen, bevor er am 30. Juni 1972 erstmals in Dallas spielte. Das Album "Close to the Edge", das noch mit Bruford eingespielt wurde, erschien im September 1972 und erreichte Platz 4 der britischen und Platz 3 der US-Charts. Auf ihm ist erstmals das von Roger Dean gestaltete YES-Logo zu sehen. Der 'Melody Maker' reihte YES im 72er Poll unter die 10 besten Bands der Welt, die Leser des deutschen 'Sounds' setzten YES bei den "Gruppen des Jahres" auf Platz 3, der 'Rolling Stone' zeichnete sie mit dem Music Award als "Englische Gruppe des Jahres" aus. Das Live-Triple-Album "Yessongs" wurde im Mai 1973 veröffentlicht. White gab hier der Musik etwas von der lange vermißten Härte und Kraft wieder. Im 73er Poll des 'Melody Maker' und im 'Sounds'-Poll wurde YES als beste britische und beste internationale Gruppe ausgezeichnet, "Yessongs" erreichte Platz 1 der Rubrik "bestgestaltetes Album". Die musikalische Konzeption von YES, die Elemente der klassischen europäischen Musik und der Rock-Musik miteinander zu vereinen suchte, wurde bildlich unterstützt durch die mystischen Fantasy-Zeichnungen von Roger Dean, der seit "Fragile" alle Covers gestaltete und gemeinsam mit seinem Bruder Martyn mehrere Fantasy-Bühnenbilder für die Live-Acts der Band entwarf. Im Januar 1974 erschien das Doppelalbum "Tales From Topographic Oceans" und katapultierte sich an die Spitze der englischen Charts. Dieses Project beendete gleichzeitig die Zusammenarbeit mit Wakeman, als dessen Nachfolger eine Zeitlang der Grieche Vangelis gehandelt wurde, bis dann der Schweizer Patrick Moraz eintrat, der jedoch nur auf "Relayer" zu hören ist. Moraz (* 24.6.1948 in Morges) verläßt auf das Angebot hin seine Gruppe REFUGEE, die davon nicht sonderlich begeistert war. "Ein solches Angebot kriegt man nur einmal im Leben. Das durfte ich mir doch nicht entgehen lassen. Vor allem in künstlerischer Sicht ist das eine Chance, die ich mir nie und nimmer entgehen lassen durfte. Die YES arbeiten ja ganz streng wie ein Kollektiv. Ich hoffe, daß ich schon bald ganz nahtlos da hineinpasse" (Moraz). 1978 ging er zu den MOODY BLUES. Zwischen dem egozentrischen Wakeman und den übrigen YES-Mitgliedern kam es wiederholt zu Spannungen, da Wakeman sich dem Kollektiv einfach nicht unterordnen konnte. Wenn die Musiker auf Tourneen nach den Auftritten gemeinsam essen gingen, verspeiste Wakeman genüßlich Steakes und andere tote Tiere, während die übrigen Mitglieder mit Messer und Gabel in Salaten herumstocherten. Wakeman war als eingefleischter Biertrinker und Nicht-Vegetarier der Außenseiter der Gruppe. Er begann eine Solo-Karriere und gründete 1975 das ENGLISH ROCK ENSEMBLE. Als Komponist und Produzent zeichnete er verantwortlich für die Soundtracks zu den Filmen "Lisztomania" (1975), "White Rock" (1976) u.a.
Im April 1974 gingen YES auf ihre erste Deutschland-Tournee, die zu einem wahren Triumphzug wurde. "Relayer" erschien im Dezember 1974 und platzierte sich in England auf Platz 4, in den USA auf Platz 5. Es enthält mit "Soon" und "Gates Of Delirium" zwei der schönsten, klangfarbengewaltigsten YES-Stücke. Anschließende Differenzen in der Gruppe führten zur ersten Trennung. Howe, Squire, White und Anderson arbeiteten an Soloprojekten. Im Februar 1975 brachte 'Atlantic' den Sampler "Yesterdays" heraus. Im März erschien der 80-Minuten Konzertfilm "Yessongs". Die anhaltende Popularität der Band schlug sich in den Polls des 'Melody Maker' der Jahre 1975 und 1976 nieder, in denen YES u. a. wiederholt als beste britische und beste internationale Band auftauchte. 1976 gingen YES auf eine ausverkaufte Tournee. Im Juli 1977 meldeten sie sich mit der LP "Going For The One" zurück, sie war zugleich auch das Comeback Wakemans. Seine Alleingänge hatten nicht den gewünschten Erfolg, so daß er - finanziell und gesundheitlich angeschlagen - Ende 1976 wieder zu YES zurückehrte. "Going For The One" mit den Songs "Wonderous Stories" und "Awaken", in dem Anderson erstmals Harmonika spielte, stand zwei Wochen auf Platz 1 der britischen Charts und wurde am Erscheinungstag vergoldet. Diese erste LP ohne Roger-Dean Cover stellte eine musikalische Wende zu kompakteren, rockigeren Klangbildern dar. Das Album war der Auftakt zu einer Welttournee, die im August im Madison Square Garden begann. Das folgende Album, "Tormato" (September 1978) ist eher untypisch für die Gruppe. Streicherarrangements dominieren den Sound der für YES-Verhältnisse relativ kurzen Stücke. Von der Single "Don't Kill The Whale" (Juli 78) wurde jeweils ein Penny an 'Greenpeace' zur Erhaltung der bedrohten Wale abgeführt. Der Veröffentlichung der LP folgte eine Welttournee, auf der erstmals die runde, drehbare Bühne eingeführt wurde, die in der Mitte der Arenen aufgebaut wurde, so daß von jedem Platz aus Einsicht auf das Bühnengeschehen möglich war. Die Akustik war nahezu perfekt, denn das komplette Soundsystem war an der Decke angebracht. Es folgte wieder eine längere Schaffenpause bis YES im August 1980 mit "Drama" wieder präsent waren. Mittlerweile war YES als künstlerische Institution wichtiger denn als moderne musikalische Gruppe, eine kühle makellose Rock-Maschine, die scheinbar auf der Stelle trat. Für Anderson und Wakeman kamen die Ex-BUGGLES Trevor Horn (* 15.7.1949, voc) und Geoff Downes (keyb). Mit "Drama" kehrte die Band auch wieder zur Produktionstechnik von Eddy Offord und zu Roger Deans Grafikkünsten in der Covergestaltung zurück. Im November 1980 erschienen die Compilationen "Yesshows" (Mitschnitte 1976-78) und "Classic Yes". Dann schied Trevor Horn, der sich zukünftig ausschließlich als Produzent betätigen wollte, aus. White und Squire hegten eigene Pläne für ein gemeinsames Projekt, Howe und Downes gründeten später ASIA. Im Dezember 1981 gaben YES nun offiziell ihre Auflösung bekannt. Jon Anderson arbeitete mit Vangelis zusammen. Vangelis Papathanassiou (* 29.3.1943 in Griechenland) war mit Demis Roussos Mitglied von APHRODITE'S CHILD, die mit einer Johann Pachelbel nachempfundenen Melodie 1968 den Millionenseller "Rain And Tears" hatten. Nach der Trennung machte sich der Multiinstrumentalist als gesuchter Studiomusiker einen Namen. Dem Duo JON & VANGELIS gelangen zwei Hitsingles ("I Hear You Now" und "I'll Find My Way Home") und zwei überaus erfolgreiche Alben. Ende 1981 erschien die Single "Run With The Fox" von Squire und White, die kurzfristig mit Jimmy Page (Ex-LED ZEPPELIN) zusammen an einem Projekt namens XYZ arbeiteten. Dann holten die beiden Trevor Rabin (g) dazu. Der geborene Südafrikaner studierte klassisches Klavier, war mit 16 bereits ein gefragter Session-Gitarrist, leitete 1976/77 die Band RABBITT, machte 1978 drei Solo-Alben in England und gehörte 1979 kurzzeitig zur STREETBAND. Der Ex-YES Tony Kaye vervollständigte das neue Projekt, das den Namen CINEMA trug. Aus ihm ging das YES-Album "90 125" hervor, das nach seiner internationalen Katalognummer benannt wurde. Als Squire und White die Songs für "90 125" schrieben, dachten sie zunächst gar nicht an YES. Nachdem das Material fertig aufgenommen war, bereitete ihnen der Gesang Kopfzerbrechen, bis sie auf Anderson kamen. Dieser sagte zu und YES wurde zum drittenmal wiederbelebt. "90 125" wurde im November 1983 veröffentlicht und machte YES auch dem eher am Mainstreampop orientierten Massenpublikum zugänglich, denn hier trat der übertrieben artifizielle Aspekt zugunsten von eingängigen Rock-Songs und gemäßigtem Pop-Sound zurück. Das von Trevor Horn produzierte Album wurde zum bisher erfolgreichsten der Band. Der Song "Owner Of A Lonely Heart", ihre erste Nummer 1 US-Single, wurde zum größten Single-Hit der Gruppe überhaupt. Mit eineinhalb Millionen Exemplaren, die in nur 2 Wochen über die Ladentische gingen, brach "90 125" alle Verkaufsrekorde in den USA. Im Frühjahr 1984 überboten YES mit einer triumphalen USA/Kanada-Tournee alle bisherigen Tour-Rekorde. Im Sommer waren sie zum erstenmal seit 1977 auch wieder in Deutschland zu sehen, in der Dortmunder Westfalenhalle bei dem Song "I'm Down" unterstützt von Jimmy Page. Die Tour wurde in dem "9012Live"-Video und dem Mini-Album "9012Live-The Solos" (beide 1985) dokumentiert. Drei Jahre später erschien "Big Generator" gefolgt von der World-Tour 1987-88. Während Squire, Rabin, Kaye und White die Arbeit an einem neuen Album fortsetzten, ging Anderson 1988 mit den Ex-YES-Mitgliedern Steve Howe, Rick Wakeman und Bill Bruford ins Studio. Unter dem Namen ANDERSON/BRUFORD/WAKEMAN/HOWE (ABWH) wurde ein Album produziert sowie eine US/UK-Tour absolviert. Der Grund, warum das Projekt unter dem etwas sperrigen Namen ANDERSON/BRUFORD/WAKEMAN/HOWE und nicht unter YES verlief, lag darin, daß Chris Squire, ein Gründungsmitglied der Gruppe, vertraglich die Rechte an dem Namen YES hatte. Squire war es, der stellvertretend für die Gruppe in verschiedenen Ländern die Lizenzverträge unterzeichnete. Da er bei der oben genannten Besetzung jedoch nicht vertreten war, durfte der Name YES aus urheberrechtlichen Gründen nicht verwendet werden. Das Album "Union" (1991) schließlich ist das Produkt der Zusammenarbeit der verschiedenen Musiker. Das Unternehmen führt die musikalischen Arbeiten der beiden Projekte White, Kaye, Rabin, Squire einerseits und ABWH andererseits zusammen. Die YES-Shows 1991 bachten alle 8 Musiker auf die Bühne, von denen manche noch nie miteinander aufgetreten waren. 1994 schließlich "Talk" mit dem "Owner Of A Lonely Heart"-Lineup Anderson, Squire, Kaye, White und Rabin gefolgt von einer Amerika- und Japan-Tour im Sommer. Das Projekt YES hat bis heute das Potential, trotz aller Unkenrufe immer wieder von sich reden zu machen. Chris Squire, der einzige Musiker, der seit der Gründung ununterbrochen bei YES blieb, bringt es auf den Punkt: "I never really saw the term rock & roll applying to YES. The challenge was to do something individual, not observing rules. Everything about YES was non-standard. I think we set an example for other bands of how you can be different and be successful". Nach Anderson's Exkursionen in musikalische New Age-Projekte und Wakemans Soundtrack-Projekten kam es mit Squire, Howe und White 1995 endlich zur spektakulären Wiedervereinigung von YES. Dieses Ereignis wurde am 10. März 1996 mit einem dreitägigen Gastspiel im kalifornischen San Luis und dem dabei entstandenen Mitschnitt "Keys To Ascension" gebührend gefeiert. Alte Klassiker wie "Starship Trooper" und "Roundabout" sind zu hören, aber auch neue Stücke wie "Be The One" und "That, That Is". Wakeman hielt es allerdings nicht lange bei YES. Ersatz fand man in Billy Sherwood, der im Produzentenlager schon lange mit der Band arbeitete. Das 1997er Album "Open Your Eyes" ist das inzwischen 20. Album der Gruppe. Griffige Harmonien, anspruchsvolle Texte und prägnante Melodien charakterisieren die Tracks wie das Titelstück "New State Of Mind" oder "Wonderlove".
Im November 1997 erschien "Keys to ascension" Volume 2. Die erste CD des Doppel-Sets enthält weitere Tracks des Livekonzertes vom März 1996, die zweite CD neue Kompositionen, diesmal als Studioversionen. 1996 erschienen die BBC-Sessions der frühen Songs von YES. Das Doppel-Album "Something's Coming" enthält die Songs der beiden ersten Alben "Yes" und "Time And A Word".
Nach einer Tour durch die Staaten, wollen YES im Februar 1998 zu einer Europa-Tournee aufbrechen.


Diskografie:

"Yes" (1969), Atlantic
"Time And A Word" (1970), Atlantic
"The Yes Album" (1971), Atlantic
"Fragile" (1972), Atlantic
"Close To The Edge" (1972), Atlantic
"Yessongs" (1973), Atlantic
"Tales From Topographic Oceans" (1974), Atlantic
"Relayer" (1974), Atlantic
"Going For The One" (1977), Atlantic
"Tormato" (1978), Atlantic
"Drama" (1980), Atlantic
"Yesshows" (1980), Atlantic
"90 125" (1983), Atco
"90 12Live-The Solos" (1985), Atco
"Big Generator" (1987), Atco
"Anderson/Bruford/Wakeman/Howe" (1989), Arista
"Union" (1991), Arista
"Symphonic Music Of Yes" (1993), RCA
"Talk" (1994), Victory
"Something's Coming" (1996), New Millennium Communications
"Keys To Ascension" (1996), Castle Communication
"Open Your Eyes" (1997), Beyond Music
"Keys To Ascension 2" (1997), Castle Communication


(S)

"Yesterdays" (1975), Atlantic
"Classic Yes" (1981), Atlantic
"Yesyears", 4CD Boxed Set (1991), Atco
"Highlights - The Very Best Of Yes" (1993), Atlantic
"Yesstory", 2CD Boxed Set (), Atco
"Affirmative: The Yes Solo Family Album" (1972-1993), Conn

Videos:
"Yes Years", WEA
"Yessongs", BMG Video
"Greatest Video Hits", WEA
"In The Big Dream", BMG Vido


Best Of/Hitlist:
"Time And A Word" (1970)
"I've Seen All Good People" (1971)
"Close To The Edge" (1972)
"And You And I" (1972)
"America" (1972)
"Soon" (1975)
"Going For The One" (1977)
"Don't Kill The Whale" (1978)
"Owner Of A Lonely Heart" (1983)
"Leave It" (1983)
"Rhythm Of Love" (1987)
"Love Will Find A Way" (1987)
"Order Of The Universe" (1989)
"I Would Have Waited Forever" (1991)
"The Calling" (1994)
"Be The One" (1996)
"That, That Is" (1996)
"New State Of Mind" (1997)


Jon Anderson:
"Olias Of Sunhillow" (1976), Atlantic
"Song Of Seven" (1980), Atlantic
"Animation" (1982), Polydor
"Deseo" (1994), Windham Hill
"Angels Embrace" (1995), PMS
"Toltec" (1996), Highstreet Records
"The Promise Ring" (1997), PMS
"EarthMotherEarth" (1997), Ellipsis Arts

Jon Anderson und Vangelis:
"The Friends Of Mr. Cairo" (1981), Polydor
"Private Collection" (1981), Polydor

Chris Squire:
"Fish Out Of Water" (1975), Atlantic


Alan White:
"Ramshackled" (1976), Atlantic


Steve Howe:
"Beginnings" (1971), Atlantic
"Steve Howe Album" (1979), Atlantic
"The Grand Scheme Of Things" (1993), Roadrunner

Peter Banks:
"Peter Banks" (1973), Sovereign
"Two Sides Of Peter Banks" (1973), Sovereign


Rick Wakeman (s. dort)

 

(Pia Ambrosch)