Bon Jovi
amerikanische Pop-Metalband

Die US-Band BON JOVI verweigert sich seit beinahe 20 Jahren den aktuellen Trends und Strömungen der Rock- und Popmusik und feiert mit gefälligem Mainstream-Metalrock regelmäßig Millionenerfolge.

Der Kopf der Truppe, Jon Francis Bongiovi, wurde am 2. März 1962 als Nachfahre sizilianischer Einwanderer in Perth Amboy, New Jersey, geboren und wuchs in Sayreville, New Jersey, auf. Wie so viele in seinem Alter träumte Jon davon, ein Rockstar zu werden. Gitarrenunterricht bekam er von einem Nachbarsjungen, singen lerne er im Rahmen privaten klassischen Gesangsunterrichts. In seinem Mitschüler David Bryan Rashbaum fand er einen Keyboarder, mit dem er 1978 die Gruppe ATLANTIC CITY EXPRESSWAY gründete. Wie wichtig Jon die Musik schon damals war, verdeutlicht die Geschichte von der Englisch-Abschlußprüfung an der Highschool, die er sausen ließ, um mit seiner Band im 'Madison Square Garden' HALL & OATES supporten zu können. Nachdem das Duo Bongiovi/Rashbaum den Bandnamen zuerst in RAZE, dann in THE REST geändert hatten, erhielten sie 1981 ein Plattenangebot. Rashbaum verfolgte jedoch eine seriösere musikalische Ausbildung, sprang ab und schrieb sich an der Musikhochschule ein. Jon verdiente seinen Lebensunterhalt zunächst als Angestellter einer Imbißkette und machte sich dann als "Mädchen für alles" für 50 Dollar pro Woche im New Yorker Studio "The Power Station" nützlich. Sein Cousin Tony Bongiovi war neben Bob Walters Mitbesitzer dieses berühmten Studios, in dem sich Rockgrößen wie die ROLLING STONES, Bruce SPRINGSTEEN, HUEY LEWIS & THE NEWS oder David BOWIE die Klinke in die Hand gaben. Wenn das Studio mal gerade nicht belegt war, bastelte Jon an eigenen Songs und nahm Demos auf, teilweise sogar mit Mitgliedern der E-Street Band und anderen gerade anwesenden Künstlern. Hier entstand auch sein Durchbruchstitel "Runaway". Mit seinen Bands THE LECHERS und THE WILD ONES hatte er zwar regelmäßige Auftritte, die Suche nach einem Plattenlabel blieb aber weiterhin erfolglos. Ray Willard, ein früherer Toningenieur des "Power Station"-Studios, schickte schließlich das "Runaway"-Demotape an Chip Hobart, einen lokalen Rundfunk-Moderator. Dem gefiel "Runaway" so gut, daß er es in seinen Sendungen einsetzte und auf einem Sampler lokaler Newcomer unterbrachte. Als sich immer mehr Radio-Stationen für "Runaway" von Jon Bongiovi entschieden, signalisierte 'Mercury' grünes Licht: Jon bekam endlich seinen ersehnten Plattenvertag. Jetzt brauchte er nur noch eine Band, die er sich aus den WILD ONES und dem Umfeld seines Studio-Arbeitsplatzes zusammensuchte: Richard Stephen Sambora (geb. am 11. Juli 1959), seinen früheren Kumpel David Bryan Rashbaum (geb. am 7. Februar 1962), Alec John Such (geb. am 14. November 1956; Ex-PHANTOM'S OPERA) und Hector Torres (geb. am 7. Oktober 1953), der für LORD GUNNER, TOTO und FRANKE AND THE KNOCKOUTS trommelte. Jon unterzeichnete im Herbst 1993 den Mercury-Vertrag, änderte die Schreibweise seines Namens in die amerikanisierte Form Bon Jovi und BON JOVI waren geboren. Die über Jahre hinweg konstante Besetzung bestand also in: Jon Bon Jovi (voc, g), Richie Sambora (g), David Bryan (keyb; er legte seinen Nachnamen ab), Alec Such (b) und Tico Torres (dr).
Das von Tony Bongiovi produzierte und nach der Band betitelte Debüt-Album "Bon Jovi" erschien 1984, machte die Single "Runaway" noch bekannter und enterte die amerikanischen Top 40. Jons Bruder Anthony Bongiovi schuf das BON JOVI-Logo. Nachdem die Newcomer ihr Repertoire im Vorprogramm von ZZ TOP und den SCORPIONS in den größten Hallen der Staaten vorstellen konnten, kamen sie als Opener von KISS im Herbst 1984 erstmals nach Europa, wo sie für ihre mitreißenden Auftritte euphorische Kritiken ernteten. Diese positive Publicity beeinflußte die Verkaufszahlen des Albums derart, daß BON JOVI als erfolgreichste Newcomer des Jahres gefeiert wurden.
Im Frühjahr 1985 wurde das Nachfolge-Album "7800° Fahrenheit" eingespielt. Stilistisch weist die Platte keine gravierenden Veränderungen auf, einzig die Produktion klingt im ganzen professioneller. Trotz fehlender Chart-Hits wurde das Album vergoldet und, besonders in den USA und Japan, zu einem Bestseller, der der Band den Weg zum weltweiten Durchbruch mit dem im Frühjahr 1986 fertiggestellten dritten Album "Slippery When Wet" ebnete. Zwei weitere Faktoren spielten dabei eine wichtige Rolle: Die Zusammenarbeit mit dem Produzenten Bruce Fairbairn und dem Songwriter Desmond Child, der für KISS den Hit "I Was Made For Loving You, Baby" geschrieben hat. Aus seiner Feder stammen die Titel "You Give Love A Bad Name", "Livin' On A Prayer" und "Without Love". Das Durchbruchsalbum "Slippery When Wet" enthält gleich drei Chart-Erfolge: "You Give Love A Bad Name", "Livin' On A Prayer" (beide Platz 1) und "Wanted: Dead Or Alive". Außerdem stand es 46 Wochen in den US-Top-Ten und bekam den 'American Music Award' verliehen. In England gab es einen überraschenden Popularitätsschub, der BON JOVI zum Zugpferd des 1987er "Monsters Of Rock"-Festivals machte. Die Metal-Kollegen von METALLICA reagierten allerdings etwas allergisch auf die Jungs von BON JOVI, denn letztere ließen es sich nicht nehmen, während des METALLICA-Auftritts minutenlang mit dem Helikopter über dem Stadion zu kreisen. Das Traditionsfestival hatte nie zuvor eine solch junge Band als Headliner erlebt. Bis 1988 verkaufte sich "Slippery When Wet" weltweit etwa 13 Millionen mal. Dieser kommerzielle Erfolg ist nicht zuletzt auch Verdienst der Videos-Clips, in denen stets der gutaussehende Frontman Jon Bon Jovi im Vordergrund steht. BON JOVI bescherte "Slippery When Wet" auch die erste Welt-Tournee.
1985 und 1986 beteiligten sich BON JOVI auch an der von John Cougar Mellencamp mitinitiierten Spontanhilfe für verarmte amerikanische Farmer. Der Titel "Heart Of America" wurde eigens zu diesem Anlaß geschrieben. BON JOVI stellten ihre Musik und ihren Status immer wieder in den Dienst von Anti-Drogen-Kampagnen und Hilfsfonds zugunsten Krebskranker.
Die während der 1987er "MTV Video Music Awards" von Jon und Richie vorgetragenen Akkustik-Versionen von "Livin' on a prayer" und "Wanted: dead or alive" trugen zur Unplugged-Welle bei.
Im Herbst 1988 erschien die deutlich härtere vierte LP "New Jersey", aus der sechs Singles ausgekoppelt wurden, die sich alle in den internationalen Hitlisten plazieren konnten und den fünf Musikern den Status einer der erfolgreichsten Rockbands der letzten Jahre sicherte. 1989 absolvierten BON JOVI ihre zweite Worldtour.
Der Mega-Seller "New Jersey" war das erste Hard'n'Heavy-Album, das offiziell in der Sowjetunion vertrieben wurde, und auf dem gigantischen "Rock & Peace"-Festival in Moskau im August 1989 traten BON JOVI als Top-Act neben so gestandenen Stars wie OZZY OSBOURNE und den SCORPIONS auf, was die enorme Popularität noch unterstrich.
In den folgenden Jahren machte die Band nach den Strapazen der beiden Welt-Tourneen erstmal wohlverdienten Urlaub, während Workaholic Jon sich nicht nur seinem Privatleben widmete (er heiratete am 29. April 1989 seine Jugendliebe Dorothea Hurley in Las Vegas), sondern auch an Solo-Projekten arbeitete. Neben seinem Erscheinen in einer kleinen Nebenrolle komponierte Jon auch 2 Titel für den Film "Young Guns II", weshalb es auf dem Cover heißt: "Inspirated by the film 'Young Guns II'". Das Album erschien 1990 unter dem Titel "Blaze Of Gory". Die Single "Blaze Of Glory" brachte Jon einen "Golden Globe" für "The Best Original Song" und einen "American Music Award" für die beste Pop/Rock-Single ein.
Auch Richie Sambora versuchte sich als Solo-Künstler. Sein 1991 veröffentlichtes Album "Stranger In This Town" war jedoch nicht sehr erfolgreich.
Nach längerer Bandpause, die hartnäckig von Auflösungsgerüchten begleitet war, gingen die Jungs wieder ins Studio. Das im Herbst 1992 erschienene Album "Keep The Faith" ließ auch prompt die Auflösungsgerüchte verstummen. Die Ballade "Bed Of Roses" und der Titelsong "Keep The Faith" entern die Charts, die Konzerte der "Keep The Faith"-Tour waren fast ausnahmslos ausverkauft.
Das Jahr 1994 bescherte BON JOVI den ersten Personalwechsel: Alec Such verließ die Band. Ersatz fand man in dem Studiomusiker (u. a. für Cher, Alice Cooper und Michael Bolton) Hugh MacDonald, mit dem Tico Torres bereits vor BON JOVI zusammengespielt hatte. 1994 erschien auch das erste Compilation-Album von BON JOVI.
An dem 1995er Album "These Days" schieden sich die Geister. War BON JOVI für die einen nach wie vor der Inbegriff und zudem die letzte Bastion des melodischen Rocks, verdammten selbst ehemals treue Anhänger des Quintetts aus New Jersey das Teenie-Image ihres Frontmanns und die zunehmende Kommerzialisierung ihrer Alben: einfach gestrickte Rocknummern und Herzschmerzballaden sorgten für Millionenabsätze und schmachtende Teenies, aber auch für den Vorwurf des gemäßigten radio-gängigen kommerziellen Mainstreams.
In den nächsten Jahren widmete sich Jon wieder verstärkt seiner Solo-Karriere. Seine neue Leidenschaft ist die Schauspielerei. Nach kleineren Rollen in "Return of Bruno" (1988) und "Young Guns II" (1990) folgten seinem '94er Debüt in "Moonlight and Valentino" weitere Filmrollen in "The Leading Man" (1996), "Destination Anywhere" (1997), "Row Your Boat" (1998), "Little City" (1998), "No Looking Back" (1998), "Homegrown" (1998), "U-571" (2000) und einige TV-Gastrollen.
1997 erschien sein zweites Solo-Album "Destination Anywhere", das ebenfalls recht erfolgreich war. Die übrigen Bandmitglieder waren auch nicht untätig. Richie Sambora (seit 1994 mit der Schauspielerin Heather Locklear ("Melrose Place") verheiratet) veröffentlichte 1998 sein zweites Solo-Album "Undiscovered soul". Auch David Bryan, der bereits 1994 mit "On A Full Moon" Solopfade ging, arbeitete an Kompositionen für ein Musiktheater, und Drummer Torres hat neben der Musik eine zweite große Leidenschaft: Das Malen. Seit 1994 stellte er seine Bilder, Alltagseindrücke sowie das Tourleben mit der Band, regelmäßig in Ausstellungen aus. Torres, der übrigens seit 1996 mit dem Supermodel Eva Herzegova verheiratet ist, eröffnete am 20. Februar 1997 seine eigene Kunstgalerie "Art de Tico" in Palm Beach, Florida. Dort stellt er eigene Werke und die von jungen Künstlern aus.
Nach dem Balladen-Chartbreaker "These Days" folgte nach 5 Jahren wieder ein Album, das die Bezeichnung Rockmusik verdient. Im Mai 2000 erschien das Album "Crush", dessen Singleauskopplung "It's My Live" als offizielle ZDF-Hymne zur Fußball-Europameisterschaft 2000 fungierte. Am 12. August 2000 startete die "Crush"-Deutschlandtour in Essen.


Diskografie:

"Bon Jovi" (1984), Mercury/Universal
"7800° Fahrenheit" (1985), Mercury/Universal
"Slippery When Wet" (1986), Mercury/Universal
"New Jersey" (1988), Mercury/Universal
"Keep The Faith" (1992), Mercury/Universal
"Cross Road - The Best Of" (Sampler) (1994), Vertigo/Universal
"These Days" (1995), Mercury/Universal
"Crush" (2000), Island/Universal

Solo-Alben von Jon Bon Jovi:
"Blaze Of Glory" (1990), Vertigo/Universal
"Destination Anywhere" (1997), Mercury/Universal

Solo-Alben von Richie Sambora:
"Stranger In This Town" (1991), Vertigo/Universal
"Undiscovered Soul" (1998), Mercury/Universal

Solo-Alben von David Bryan:
"On A Full Moon" (1984), Mercury/Universal
"Netherworld soundtrack" (1991), Full Moon Entertainment

Best Of/Hitlist:
"Runaway" (1984)
"You Give Love A Bad Name" (1986)
"Livin' On A Prayer" (1986)
"Wanted Dead Or Alive" (1986)
"Blood On Blood" (1988)
"Wild Is The Wind" (1988)
"99 In The Shade" (1988)
"Keep The Faith" (1992)
"Bed Of Roses" (1992)
"In These Arms" (1992)
"This Ain't A Love Song" (1995)
"Midnight In Chelsea" (1997) (Jon Bon Jovi)
"It's My Life" (2000)
"Say It Isn't So" (2000)

Literatur:
Seibold, Jürgen: Jon Bon Jovi. Rastatt 1991.
Niedergesäss, Siegfried: Bon Jovi. Hamburg 1991.
Gernandt, Alex: Bon Jovi - Always & Forever. München 1995.
Wall, Mick: Bon Jovi. Die komplette Chronik von 1961 bis heute. Königswinter 1996.
Bowler, Dave/Bryan Dray: Bon Jovi. Seine Musik, seine Affären, seine Erfolge. St. Andrä-Wördern 1996.

Adresse:
c/o Phonogram, Holzdamm 57-61, 20099 Hamburg

Internet:

Offizielle Webseite:
http://www.bonjovi.com/

Offizielle Fanseite von Mutter Carol Bongiovi:
http://www.backstagejbj.com/

Bon Jovi bei Mercury Deutschland:
http://www.bonjovi-online.de/

(Pia Ambrosch)